Klimastation Vernagtbach 2009
Aus den Messungen der relativen Feuchte an der Klimastation Vernagtbach und der Lufttemperaturmessung lässt sich eine kontinuierliche Reihe des absoluten Wasserdampfgehalts der Luft ableiten. Dieser wird in Form von Monatsmittelwerten des Wasserdampfpartialdrucks in hPa angegeben, d.h. der Beitrag des Wasserdampfes zum Luftdruck.
Die Dampfdruckreihe an der Klimastation Vernagtbach seit 1974
Der Wasserdampfgehalt und dessen Zunahme im Verlauf des Klimawandels ist die wesentliche Schlüsselgröße zur Erklärung des überproportionalen Gletscherschwunds im europäischen Alpenraum. Kennzeichnend für den Klimawandel ist ein zunehmender Einfluss der sich stark erwärmenden Mittelmeerklimas von Süd nach Nord auf die Alpen. Dabei werden mit der Zunahme der Temperatur immer feuchtere Luftmassen transportiert. Dies zeigt sich nicht nur in einem anhaltenden Trend der Zunahme des Wasserdampfpartialdrucks, sondern auch durch einen parallel mit der Lufttemperatur ansteigenden Taupunkt. Letzter kontrolliert die Effizienz des Phasenübergangs von fest nach flüssig. Der Taupunkt ist diejenige Temperatur, auf die man Luft abkühlen muss, damit sie gesättigt ist, also ihre relative Luftfeuchtigkeit 100% erreicht. Liegt der Taupunkt oberhalb des Gefrierpunkts, kann mit derselben absorbierten Strahlungsenergie die 8fache Masse an Eis geschmolzen werden, wie bei Taupunkten unterhalb des Gefrierpunkts. Im letzteren Fall wird ein großer Teil der Energie für dem Sublimationsprozess aufgewendet, den direkten Übergang von Eis in den dampfförmigen zustand. Deshalb sind die Schmelzraten von Schnee und Eis bei positiver Lufttemperatur höchst unterschiedlich. An der Klimastation Vernagtbach ist der Taupunkt seit Mitte der 1990er-Jahre im Durchschnitt der Sommermonate Juni bis August positiv. Obwohl der Taupunkt um ca. 0.5°C pro 100 m mit der Höhe abnimmt, gibt es wachsende Gletscherareale, über denen der Taupunkt im Sommer zumindest tagsüber positiv ist. Dort sind die zunächst die Schnee-, anschließend die Eisschmelzraten besonders hoch. Mit dem Temperaturanstieg im Verlaufe des Frühsommers reichen diese Bereiche immer größere Höhen an, sichtbar an der immer höher liegenden Firngrenze. Mit den ansteigenden Taupunkten werden immer häufiger auch die Gipfellagen von der effizienten Schmelze erfasst. während früheren Zeiten mit Taupunkten deutlich unter dem Gefrierpunkt war die Ablation stark gedämpft. Im Sommer 2003 und 2022 dagegen wurde dagegen schon ab Juli das gesamte Gletscherareal bis zu den Gipfeln von Schmelze mit maximaler Effizienz betroffen, so dass sich in der Summe Rekordverluste ergaben. In den 1980er- und 1990er-Jahren war der Wirkungsgrad der Schmelzprozesse noch sehr viel geringer.